Glauben und Kirche

Glauben ja – Kirche nein ! ?

Noch nie war diese Frage naheliegender, ja berechtigter als in unserer Zeit. Dazu beigetragen hat die Kirche selbst durch die bekannten Skandale, vor allem durch den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch Priester und Ordensmitglieder und dessen jahrzehntelanger Vertuschung durch die Kirchenleitungen sowie ganz aktuell durch das Segnungsverbot für gleichgeschlechtliche Paare durch den Vatikan. Durch diese Ereignisse stellt sich zwangsläufig die Frage nach der Glaubwürdigkeit von Kirche.

Allerdings muss dabei unterschieden werden zwischen der Kirche als Institution, als Amtskirche, und der Kirche als Gemeinschaft aller Getauften im Sinne eines allgemeinen Priestertums nach Vaticanum II (Lumen Gentium 10).  Kirche in diesem Sinne sind wir alle, wir alle wurden mit dem einen Geist getränkt (1 Kor 12,3-13), was wir ja auch an Pfingsten mit einem Fest feiern.

Als der Glaube mit der Etablierung von Hierarchien der Amtsträger, mit Regeln, Lehre, Ge- und Verboten institutionalisiert, verrechtlich und legalistisch wurde, bekam die Kirche als Institution eine eigene Bedeutung und Geltung neben und oftmals losgelöst von der Botschaft des Jesus von Nazareth. Daraus entwickelte sich unvermeidlich ein Dualismus zwischen institutionellem und systembezogenen Denken und Handeln einerseits und dem Denken und Handeln nach den Vorgaben und Maximen des Evangeliums andererseits. Bei mangelnder Übereinstimmung zwischen Botschaft und den Erfordernissen der Institution entstehen dann Diskrepanzen, die die Kirche unglaubwürdig machen und diskreditieren. Glaubwürdigkeit und Vertrauen, für die Kirche konstitutiv, gehen verloren – das Ansehen der Kirche befindet sich seit Jahren im Sinkflug, nur noch 15% der Deutschen haben Vertrauen in die Katholische Kirche.

Bei der Vertuschung der Missbrauchsfälle ging es einzig und allein um den Schutz der Täter und das Ansehen und die Reputation der Institution Kirche in unserer Gesellschaft und kein einziges Mal um die Opfer und das Leid der oft für ein ganzes Leben traumatisierten Menschen. Hier fallen institutionelles Handeln und Handeln nach den Forderungen und Normen des Evangeliums  in eklatanter Weise auseinander. Die amtlichen Vertreter der Kirche tun nicht das, was sie lehren und predigen!

Die vielen Menschen, die Jahr für Jahr in immer größerer Zahl aus der Institution Kirche austreten, geben nicht ihren Glauben auf, sondern verlassen eine Kirche, die in ihren Augen nicht nur unglaubwürdig sondern auch zum Ärgernis geworden ist.

Statt den Menschen in unserer schwierigen Zeit Orientierung, Halt und Wegweiser zu sein, wie es auch ihr Sendungsauftrag ist, verliert sie den Menschen mit seinen Fragen und Anfragen an das Leben heute aus dem Blick, entfernt sie sich immer weiter von seinen Lebenswelten und –wirklichkeiten.

Die Kirche ist unbestreitbar in der schwersten Krise seit der Reformation, eine Krise historischen Ausmaßes. Der Ausgang der innerkirchlichen Auseinandersetzungen – auch mit unübersehbaren häretischen Tendenzen und Erscheinungen – ist völlig offen und entscheidet über ihre Zukunftsfähigkeit. Insofern befindet sich die Kirche an einem Wendepunkt ihrer Geschichte.

Dabei geht es nicht darum, dem Zeitgeist zu huldigen, sondern es geht darum, die Zeichen der Zeit wahrzunehmen und sie im Licht des Evangeliums und der befreienden Botschaft des Jesus von Nazareth sowie der vorliegenden humanwissenschaftlichen und theologischen Erkenntnisse zu deuten und den Menschen zu helfen, unter den heutigen Bedingungen sinnvoll zu  leben.

Die Kirche muss sich verändern, wenn sie nicht in unserer Gesellschaft zu einer irrelevanten Gruppierung werden will. In welche Richtung dokumentieren die Themen des Synodalen Wegs. Eine Kirche, die sich auf Jesus beruft, kann es nur in fortwährender Entwicklung und permanenter Erneuerung geben (ecclesia semper reformanda), ansonsten ist sie ein Museum oder anders gesagt die Kirche von heute kann nicht die Kirche von morgen sein. Die Kirche allerdings lässt sich viel Zeit. Die Gefahr ist groß, dass der entscheidende Moment verpasst wird und sie für die nächsten Generationen nur noch eine gesellschaftliche Randerscheinung ist.

Glauben braucht Gemeinschaft, mit dieser Überzeugung lässt sich die zu Anfang gestellte Frage leicht beantworten oder?

Hans Thielmann

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Advent 2020

 

 

 

Vier Kerzen

Am Adventskranz brannten vier Kerzen. Draußen lag Schnee und es war ganz still. So still, dass man hören konnte, wie die Kerzen miteinander zu reden begannen.

Die erste Kerze seufzte und sagte: “Ich heiße FRIEDEN. Mein Licht gibt Sicherheit, doch auf der Welt gibt es so viele Kriege. Die Menschen wollen mich nicht.” Ihr Licht wurde kleiner und kleiner und verglomm schließlich ganz.

Die zweite Kerze flackerte und sagte: “Ich heiße GLAUBEN. Aber ich fühle mich überflüssig. Die Menschen glauben an gar nichts mehr. Was macht es für einen Sinn, ob ich brenne oder nicht?” Ein Luftzug wehte durch den Raum, und die zweite Kerze verlosch.

Leise und sehr zaghaft meldete sich nun die dritte Kerze zu Wort: “Ich heiße LIEBE. Mir fehlt die Kraft weiter zu brennen; Egoismus beherrscht die Welt. Die Menschen sehen nur sich selbst, und sie sind nicht bereit, einander glücklich zu machen.” Und mit einem letzten Aufflackern war auch dieses Licht ausgelöscht.

Da kam ein Kind ins Zimmer. Erstaunt schaute es die Kerzen an und sagte: “Warum brennt ihr nicht? Ihr sollt doch brennen und nicht aus sein.” Betrübt ließ es den Blick über die drei verloschenen Kerzen schweifen.

Da meldete sich die vierte Kerze zu Wort. Sie sagte: “Sei nicht traurig, mein Kind. So lange ich brenne, können wir auch die anderen Kerzen immer wieder anzünden. Ich heiße HOFFNUNG.”

Mit einem kleinen Stück Holz nahm das Kind Licht von dieser Kerze und erweckte Frieden, Glauben und die Liebe wieder zum  Leben.

Wir wünschen einen besinnlichen Advent und eine ruhige und friedliche Vorweihnachtszeit!  

 

Ostern 2020

Ostern 2020

Ende
       der Dunkelheit
       der Furcht
       der Ohnmacht
       der Aussichtslosigkeit
       der Gottverlassenheit
Anbruch
      einer neuen Wirklichkeit
Aufstand
      gegen den Tod
Aufbruch
     zu neuen Wegen
Anfang
     neuen Lebens

 

 

 

 

Ostern 2020
Ostern – ein Fest wie kein anderes, das von uns eine Entscheidung verlangt:
Gibt es eine Auferstehung vom Tod und ein Weiterleben, wie es von Jesus von Nazareth berichtet wird, oder ist am Ende des Lebens wirklich alles zu Ende?

Für Menschen des 21. Jahrhunderts ist nach allen irdischen Erfahrungen eine Auferstehung vom Tod schlechterdings nicht vorstellbar. Für den gläubigen Menschen dagegen ist durch die Auferstehung Jesu ein Weiterleben nach dem irdischen Tod eine Realität.

Allerdings, beide Positionen können mit den Möglichkeiten unseres Verstandes nicht bewiesen werden, es handelt sich also um eine unauflösbare klassische Pattsituation.

Aber in einem Punkt unterscheiden sich die beiden Standpunkte qualitativ. Während die Christen mit der Auferstehung Hoffnung verbinden – und das Ziel ihrer Hoffnung ist Gott – fehlt diese bei Menschen ohne eine solche Perspektive.
Was aber ist das Leben ohne diese Hoffnung?

Ostern – das Fest der Entscheidung!
Wofür entscheiden Sie sich?

Hans Thielmann

 

Neujahrsempfang der KKV-Bundesverbands

Schavan: In der Politik fehlt oft Gemeinsinn
Ex-Ministerin spricht bei Neujahrsempfang der KKV

Koblenz. Handeln in Politik, Unternehmen und Gesellschaft muss immer ein ethisches Fundament haben. Dies war der Leitgedanke in einem brillanten Vortrag zum Thema „Werte, Wandel, Wachstum“ der ehemaligen Bundesbildungsministerin und Vatikan-Botschafterin Annette Schavan. Die CDU-Politikerin sprach beim Neujahrsempfang des Verbands der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV) im Historischen Rathaussaal. „Neujahrsempfang der KKV-Bundesverbands“ weiterlesen